Schüler diskutierten mit Experten bei Parzeller5
FULDA Zum Auftakt des Projekts „Schule macht Wirtschaft – Wirtschaft macht Schule diskutierten am Mittwoch zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus der Region mit Wirtschaftsexperten im Hause Parzeller.
„Wieso müssen wir denn für die Verschuldung Zinsen bezahlen? Verdienen die Banken etwa auch noch daran, dass sie pleite gegangen sind? Wie geht das denn?“ Die Frage einer Schülerin beim Auftakt am Mittwoch zum Projekt „Schule macht Wirtschaft – Wirtschaft macht Schule“ hat gezeigt: Die 15- bis 16-Jährigen wissen viel über Wirtschaft – und sie sind an Details interessiert, wie auch die äußerst rege Diskussion bewies. Entsprechend zu tun hatten die Experten, die unter Leitung des stellvertretenden FZ-Chefredakteurs Michael Tillmann Rede und Antwort standen. Journalist und FZ-Kolumnist Günter Ederer stellte pointiert und plakativ Ursachen der Finanzkrise und Folgen der Staatsverschuldung dar und rief die jungen Leute auf, sich politisch zu engagieren – „mindestens zu wählen, wenn ihr es dann dürft“. Denn wer nicht mitentscheide, über den werde entschieden.
Ingenieure und Naturwissenschaftler gesucht
Sehr praktische Antworten erhielten die Zuhörer von Bernhard Juchheim, IHK-Präsident und Unternehmenschef, auf die Frage, wohin sie sich beruflich orientieren sollten. „Lieben sie Mathematik und Physik?“, brachte Juchheim seine Ansicht auf den Punkt, dass die Zukunft Ingenieure und Naturwissenschaftler benötige. Und wer bislang dachte, dass Teenager heutzutage häufig in den Tag hinein leben würden, der sah sich eines Besseren belehrt angesichts der Frage: „Kriegen wir überhaupt noch Rente – und wie viel?“. Die Antwort gab Hessens ehemaliger Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel kurz, knapp und ehrlich: „Das kommt auf die Zahl eurer Kinder an.“
Überdies warb Rhiel gerade im Zeichen der Krise für das Modell der sozialen Marktwirtschaft. Der Staat seinerseits habe die Aufgabe, dafür Regeln festzulegen. Bei der jüngsten Krise habe es in dieser Hinsicht eine Lücke gegeben. „Am Anfang stand ein glattes Staatsversagen“, räumte der Ex-Politiker ein. „Wirtschaft ist das, woran alle glauben“, nannte Schulamtsdirektor Wolfgang Kremer die psychologische Komponente und den Einfluss von Zuversicht und Pessimismus auf das Wirtschaftsgeschehen.
Außerdem formulierte er, Schule müsse den Anspruch haben, den Jugendlichen die Fähigkeit zu kritischer Beurteilung zu vermitteln. Dass sie darüber bereits verfügen, das zeigten die jungen Frauen und Männer bei Themen wie Abwrackprämie, Managerabfindungen und veralteten Schulbüchern. „Wirtschaft ist spannend“, darüber waren sich zum Schluss wohl alle einig. Damit Wirtschaft für junge Leute noch verständlicher werde, sei dieses Projekt ins Leben gerufen worden, hatte FZ-Verleger Michael Schmitt bei der Begrüßung betont. IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck lobte „das bewährte Medium Zeitung“, auch im Zeitalter der schnellen Kommunikation. „Die zweite Werbetrommel rühre ich für die soziale Marktwirtschaft, sie ist kein Auslaufmodell“, sagte Schunck.
DAS PROJEKT
„Schule macht Wirtschaft – Wirtschaft macht Schule“ – so heißt ein neues, deutschlandweit wohl einmaliges Projekt, das am Mittwoch offiziell gestartet ist. Staatliches Schulamt Fulda, die Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda und die Fuldaer Zeitung haben es auf den Weg gebracht. Sechs Wochen lang werden sich fünf zehnte und zwei neunte Klassen in dem Fach Politik und Wirtschaft (Powi) mit dem Thema Wirtschaft in der Berichterstattung beschäftigen. Es sind dies die 10d der Freiherr-vom-Stein-Schule Fulda, die 10f der Rabanus-Maurus-Schule Fulda, die Klasse 10F2 der Winfriedschule, die 10a des Marianums Fulda, die 10a der Ulstertalschule in Hilders, die 9b der Marienschule Fulda und die 9F1 der Wigbertschule in Hünfeld.
Ziel soll es sein, anhand der aktuellen Ausgaben der FZ das Thema Wirtschaft im Unterricht verständlicher zu machen. Denn wirtschaftliche Themen spielen eine immer größere Rolle im täglichen Leben. Die Behandlung aktueller Ereignisse im Unterricht anhand der Tageszeitung kann dabei helfen, die komplexen Zusammenhänge vereinfacht darzustellen.
Zum Projekt gehören ebenfalls Exkursionen und Besuche von Firmen. Dabei sollen die Klassen ein Firmenporträt schreiben. Auf diese Art und Weise erhalten die Schüler den Praxisbezug. Die Artikel werden in einer Ausgabe der Fuldaer Zeitung veröffentlicht. Diese journalistischen Ergebnisse werden auch im Rahmen der Fuldaer Wirtschaftstage am 27. November präsentiert.
(FZ) Von unserer Redakteurin Leoni Rehnert