RTL interviewt Schulleiter der FvSS
Lehrer müsste man sein; morgens Recht, mittags Ruh haben, 17 Wochen Ferien genießen können, in einem Halbtagsjob bei überdurchschnittlicher Bezahlung eine ruhige Kugel schieben dürfen … . Wer kennt diese Stereotypen nicht, die seit Gerhard Schröders "faule Säcke Kampagne" die öffentliche Wahrnehmung eines ganzen Berufsstandes charakterisieren.
Mit diesen Vorurteilen setzte sich RTL-Hessen anlässlich des Weltlehrertages am 5. Oktober auseinander. Am Mittwoch den 04.11.2011 besuchte ein Redaktionsteam des Senders RTL die Freiherr-vom-Stein-Schule und interviewte Oberstudiendirektor Helmut Sämann, der offen Auskunft über Freud und Leid dieses Berufsstandes gab.
So räumte er gründlich mit der Mär vom Halbtagsjob auf, indem er auf Abendveranstaltungen mit Eltern, Konferenzen und natürlich auf die Korrekturen verwies, die nachmittags und oder abends zu erledigen seien.
Rechnet man mit einem Standard-Deputat von 25 Wochenstunden und im Schnitt 5 Klassen zu je 25 bis 30 Schülern, die ein durchschnittlicher Lehrer unterrichtet, kommt man auf 150 Hefte, die zu korrigieren sind. Geht man dann "nur" von einer halben Stunde pro Heft - inklusive der Verschriftlichung eines Beurteilungs- und / oder Förderbogens - aus, so kommt man allein bei einem von vier Arbeitsterminen auf erstaunliche Zahlenwerte.
Konkret bedeutet das bei nur zwei Klassenarbeitssätzen a 25 Schülern pro Woche, dass man neben dem "Halbtagsjob" von 25 Stunden, der dank der leider unvermeidbaren "Springstunden" in der Regel nicht um 13.00 endet, auf die beachtliche Zahl von 25 zusätzlichen Stunden für die Korrekturen kommt. So ist man schnell bei 50 bis 60 Wochenstunden. Bei jedem anderen Berufsstand würden sofort die Gewerkschaften auf die Barrikaden gehen, für Lehrer ist das aber scheinbar zumutbar.
Ein weiteres Problem, das sich in den letzten Jahren potenziert habe, so Sämann, sei die immer schwierigere Klientel, die es zu beschulen gilt. Die Schule könne keine erzieherischen Defizite ausgleichen, die die Kinder in verstärktem Maße von zu Hause mitbrächten. Eine Verlagerung der Verantwortlichkeit für das Erlernen von sozialen Kompetenzen und Werten sowie der so genannten Sekundärtugenden auf die Schule sei im Rahmen des eh schon eng gesteckten Curriculums nicht zu leisten.
Trotz dieser Widrigkeiten bekannte sich Helmut Sämann aber auch ganz klar zu seinem Beruf, der ihm auch nach 16 Jahren als Schulleiter noch Spaß mache.
Wer nun neugierig geworden ist, kann sich ja das Video auf RTL-Hessen ansehen. Dazu bitte auf den Link unten klicken.Und im Programmfenster von RTL die Maz "Lehrerleben mit Schattenseiten" (Mittwoch, 05.10.2011) anklicken.