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Lesung von ARD-Korrespondent Hermann Vinke

Am Montag, dem 07.11.2016, besuchte der langjährige ARD-Korrespondent und Autor Hermann Vinke die Freiherr-vom-Stein-Schule. Er begeisterte mit seiner Biografie über den aus der Region stammenden ehemaligen Wehrmachts-Offizier Wilhelm Hosenfeld, die den Titel „Ich sehe immer nur den Menschen vor mir“ trägt, die elften Klassen des Gymnasiums.

„Spannen sie den Fächer ihres Lebens so weit wie möglich. Es gibt sehr, sehr viel zu entdecken auf dieser Welt“, so der Ratschlag von Hermann Vinke an die insgesamt 56 Schülerinnen und Schüler der elften Jahrgangsstufe. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Religionslehrer Reinhold Feldmann, der Vinke im Namen der Schule ein Geschenk sowie eine Karte überreichte, hieß auch der langjährige ARD-Korrespondent die Gymnasiasten herzlich willkommen.

Der inzwischen 76-Jährige machte sein Publikum vor Beginn der Lesung zunächst auf das aktuelle Weltgeschehen aufmerksam. Hierbei verdeutlichte er auch die Wichtigkeit der US-Präsidentschaftswahl für Deutschland und die ganze Welt. Im Anschluss gab der Emsländer zunächst noch einen kleinen Einblick in seine Vita:

Hermann Vinke wurde im Jahre 1940 im ländlichen Rhede an der Ems geboren und verlor am Ende des zweiten Weltkrieges eines seiner insgesamt acht Geschwister. Vinke kam über einige kleinere Tageszeitungen und den NDR schließlich im Jahre 1981 zur ARD und war dort als Auslandskorrespondent in Tokio und Washington tätig. Des Weiteren war er zudem während der Wiedervereinigung ARD-Hauptstadtstudioleiter in Berlin. Nach acht Jahren bei Radio Bremen berichtete er seit 2000 wieder als Korrespondent für die ARD über das Geschehen im Baltikum und in Osteuropa. Zudem wurde Hermann Vinke in Deutschland vor allen Dingen als Sachbuchautor bekannt, der sich mit dem Zweiten Weltkrieg bis heute auseinandersetzt.

Sein neuestes Buch passt ebenfalls in diese Kategorie. Vinke las aus der Biografie „Ich sehe immer nur den Menschen vor mir“. Diese berichtet über das Leben des ehemaligen Nazi-Offiziers Wilhelm Hosenfeld, der in Mackenzell bei Hünfeld geboren wurde. Das Besondere an Hosenfeld war jedoch, dass er trotz seines hohen Ranges bei den Nationalsozialisten insgesamt 60 Personen half, dem fast sicheren Tod im KZ zu entgehen. Hierbei nahm er viele Risiken auf sich. „Er hat sich oft über die Regeln hinweggesetzt und hat dabei verdammt viel Glück gehabt, nicht erwischt worden zu sein“, schilderte Vinke.

Wilhelm, genannt „Wilm“, Hosenfeld lebte vor dem Krieg mit seiner Frau und zwei Kindern in Thalau und war dort als Lehrer tätig. Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, musste Hosenfeld seine Familie in Osthessen zurücklassen und wurde als Offizier in Polen eingesetzt. Der Mann aus Mackenzell war vor dem Krieg überzeugter Hitler-Anhänger, wandelte seine Meinung jedoch während der Gefechte. „Er hat die Polen als Menschen gesehen und sich vor allem an seinem Glauben orientiert“, so der Autor über den gläubigen Christ Hosenfeld. Bei seiner Meinungsbildung beeinflussten ihn besonders die Zehn Gebote. „Er war tief im Glauben verankert“, erzählte der Journalist.

Aufgrund dessen hatte der gebürtige Osthesse mit einem schweren inneren Konflikt zu kämpfen. „Das ist zweifelsfrei ein gigantischer Widerspruch und man kann auch nicht genau aufklären, wie er es geschafft hat, damit fertig zu werden“, staunt Vinke. Weiterhin fügt er an: „Das ist es aber auch, was die Faszination seines Charakters ausmacht“.

Nach dem Krieg kehrte Hosenfeld jedoch nicht nach Osthessen zu seiner Familie zurück. Der Offizier geriet in Kriegsgefangenschaft und starb so schließlich im August 1952 einen einsamen und tragischen Tod in Stalingrad.

Vinke betonte, dass es für ihn vor allen Dingen aufgrund der guten Zusammenarbeit mit der Familie Hosenfelds ein Vergnügen gewesen sei, die Biografie zu verfassen: „Das war ein sehr großer Vertrauensbeweis der Familie, mir all diese privaten Dinge wie das Tagebuch Hosenfelds oder auch Liebesbriefe anzuvertrauen. So eine tolle Biografie verfassen zu können ist nicht nur schön, sondern auch erfüllend“. Der Emsländer gab seinem Publikum noch einige weitere Ratschläge mit auf den Weg, die er u.a. als Ergebnisse aus dem Leben Hosenfelds folgerte.

Am Ende der Lesung, die die Schüler sichtlich begeistert hatte, bedankte sich Herr Feldmann schließlich nochmals bei Hermann Vinke und wünschte ihm und seiner Familie alles Gute für die Zukunft.

Benedikt Klüber

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