Ausstellungseröffnung "Emanzipation der Juden in Fulda und Region"
„Wer den heutigen Tag verstehen will, der muss den gestrigen erforschen.“
Mit diesem Zitat des jüdischen Dichters Heinrich Heines eröffnete Schulleiter Helmut Sämann die Wanderausstellung „Emanzipation der Juden in Fulda und Region“ an der Steinschule.

Der Erforschung und Dokumentation jüdischen Lebens in Stadt und Region ist die Exposition gewidmet, die nach dem großen Publikumserfolg der Erstschau im Vonderau Museum nun auch im größten Fuldaer Gymnasium zu sehen ist. Die laut Initiator Dr. Michael Imhof „Hommage“ an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zeigt im Atrium der Steinschule in großformatigen Abbildungen und Kollagen die selbstverständliche Präsenz jüdischen Alltags im Fuldaer Stadtbild und in der ländlichen Region und den wechselvollen Weg der Fuldaer Juden in die Emanzipation bis zu ihrer Verfolgung und Vernichtung.
Dass das Judentum unzweifelhaft zur Region und zu Deutschland gehöre, betonte der Fuldaer Bürgermeister Dag Wehner in seinen Grußworten. Vor den Schülerinnen und Schülern des Geschichte-Leistungskurses und des bilingualen-Geschichtskurses der Jahrgangstufe 11 nannte er das Gebot zur Toleranz als wichtigste Lehre aus der Geschichte und forderte die jungen Menschen auf, die freiheitlich-demokratische Grundordnung jederzeit gegen intolerante Gruppierungen zu verteidigen.
Schulleiter Sämann hob die Verantwortung von Schule für die Bildung eines Geschichtsbewusstseins hervor. Dieses helfe, Geschehnisse einzuordnen und Verantwortung zu übernehmen, auch angesichts des aktuellen Schicksals Tausender Flüchtlinge. Er erinnerte zudem an die zahlreichen ehemaligen Schüler jüdischen Glaubens der Steinschule. Die Tatsache, dass bis zum Verbot des gemeinsamen Schulbesuchs im Jahr 1939 90 % aller jüdischen Kinder an weiterführenden Schulen in der Region die Steinschule besuchten, begründe eine besondere Verbundenheit und die Verantwortung für die Schulgemeinde, ihr Gedenken zu ehren. Daher sei auch geplant, im Herbst eine Gedenktafel mit allen Namen in dem Fuldaer Gymnasium anzubringen.
Bei dem anschließenden Rundgang durch die Ausstellung im Beisein der ehemaligen Europaabgeordneten Barbara Weiler und des Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde Roman Melamed eröffneten die beiden ehemaligen Pädagogen Imhof und Joachim Schulz den jungen Erwachsenen einen sehr persönlichen Zugang zu den ehemaligen Fuldaer Mitbürgerinnen und Mitbürgern jüdischen Glaubens und gaben interessante Einblicke in jüdisches Alltagsleben.