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| von Floris Steinbach

Nicht so cool wie Starbucks? - Aber ein guter Schritt für den Umweltschutz!

Zwei Jahre Heißgetränkeautomat an der Freiherr-vom-Stein Schule – Ein Resümee

Fast zwei Jahre ist die Eröffnung des neuartigen Modellprojekts an unserer Schule bereits her: Ein Heißgetränkeautomat mit Pfandrücknahmestation. Das Projekt, welches vom Papier in die Regelphase überging, stellte nicht nur ein größeres Angebot für SchülerInnen und MitarbeiterInnen unserer Schule bereit, sondern zeigte darüber hinaus, wie unsere Schule umweltbewusster werden kann.

Es war ein guter Schritt für den Umweltschutz, als die Freiherr-vom-Stein-Schule im Frühjahr 2018 den neuen Heißgetränkeautomaten in Betrieb nahm. Seitdem wird vollständig auf Papp- oder Einwegplastikbecher verzichtet – der Automat basiert nämlich auf einem Pfandsystem. Es werden Mehrwegbecher gegen eine kleine Pfandgebühr ausgegeben. Diese können nach ihrer Nutzung direkt  in einem daneben stehenden Rücknahmeautomaten abgegeben werden. Die Möglichkeit seine eigenen Becher mitzubringen, ist selbstverständlich auch gegeben.

Sowohl die Schulleitung als auch die Schülervertretung, die das Projekt maßgeblich begleitet hat, hatte das große Anliegen, die Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen. Um diese Vision umzusetzen und damit als erste Schule im Landkreis ein ökologisches Konzept für Getränkeautomaten zu betreiben, wurde in Kooperation mit dem AVA-Automaten Vertrieb in Eichenzell eigens ein Pfandrückgabesystem gebaut. Nach anderthalb Jahren erfolgreicher Benutzung stellt sich nun die Frage, wie das Konzept angenommen wurde und was wir für die Zukunft daraus lernen können.

Der Ansturm war groß, als nach mehreren Jahren Stilllegung wieder ein Getränkeautomat für die SchülerInnen an der Freiherr-vom-Stein Schule eröffnet wurde. Lange Schlangen bildeten sich und man konnte viele der Mehrwegbecher in den Pausen sehen. Ob Vanillemilch, heiße Schokolade oder auch einfach nur Kaffee, für jedenwar und ist etwas dabei. Trotz des Pfandgeldes, welches zusätzlich entrichtet werden musste, schien der Automat gut zu laufen - zumindest, wenn man das Geschehen von außen betrachtete.

Die Umsatzzahlen sprechen leider eine andere Sprache. Der Automat hat an sich, aber auch im Vergleich zu anderen, konventionellen Automaten des Automatenvertriebes zu keiner Zeit genug Gewinn erwirtschaftet. Und das noch vor den schwerwiegenden Konsequenzen der Corona-Pandemie.

Ein weiterer Rückschlag für das hart erkämpfte Projekt ist das Spannungsfeld Nachhaltigkeit versus Nutzerverhalten.So wurden unrechtmäßig einige Becher des Automaten entwendet, um sich am Pfandgeld zu bereichern. Das egoistische Verhalten einzelner SchülerInnen hatte zur Folge, dass nun Einwegbecher genutzt werden, die aber laut Automatenvertrieb aus recycelten Materialien bestehen. Klar ist, es wird immer Menschen geben, die Lücken suchen, um sich unrechtmäßig zu bereichern. Hier kann man nur an die Vernunft jedes Einzelnen appellieren, aber auch über verschärfte Sicherheitsvorkehrungen muss nachgedacht werden.

Viel größer ist die Frage, welche Ursachen der wirtschaftliche Misserfolg hat. In einemGespräch zu diesem Thema mit Schulleiter Dr. Brüdigam und dem Initiator des Projektes aus der Schülerschaft, Floris Steinbach, kristallisierten sich diverse Gründe heraus:

Lifestyle beim Konsumverhalten

Nicht erst seit dem Aufkommen von Starbucks kann ein gewisser Lifestyle beim Konsumverhalten beobachtet werden. Kaffee ist nicht mehr bloß ein Getränk - wer den Pappbecher mit der Meerjungfrau in der Hand hält, der gehört dazu: Zu jenen, die sich die verhältnismäßig teuren Getränke leisten können. Mit dem Becher kaufen sich die Kunden auch soziale Anerkennung. Die braunen Mehrwegbecher können mit dem trendigen Lifestyle Produkt nicht mithalten. Sind die Becher also nicht „hip“ genug?

Hochschwelliges Angebot

Gerade bei den Jüngeren kann das Pfandgeld, welches für den Becher zu entrichten ist, ein Grund gegen eine Kaufentscheidung für ein Heißgetränk sein.
Da man ohnehin als SchülerIn mit seinem oft geringen Taschengeld versuchen muss, möglichst effizient zu wirtschaften, kann das Pfand abschrecken, obwohl man es zurückbekommt – da kauft man sich lieber noch einmal einen Schokoriegel mehr.
Obwohl durch einen selbst mitgebrachten Behälter kein Pfand bezahlt werden muss, haben nur sehr wenige SchülerInnen das Angebot genutzt.

Das Bewusstsein fehlt, auch mal seine eigene Tasse mitzubringen

Viele Schülerinnen und Schüler haben schlichtweg keine Lust eine Tasse oder Becher von zuhause mitzubringen. Auch die notwendige Reinigung der Behältnisse nach ihrer Nutzung  schreckt vermutlich die meisten ab, obwohl die ökologischen Vorteile deutlich überwiegen. Hier fehlt bei vielen das Bewusstsein dafür, welchen nachhaltigen Einfluss ein selbst mitgebrachter Becher schon haben kann.

Wie nachhaltig sind Mehrwegbecher wirklich?

Klar ist, alle Einwegbecher bestehen aufgrund der Beschichtung oder der Deckel teilweise oder auch ganz aus Kunststoff. Landen Einwegbecher nicht im Müll, sondern in der Landschaft, führt dies dazu, dass immer auch Kunststoff vor allem in Böden und Gewässer gelangt.
Mehrwegbecher, entweder aus dem Getränkeautomaten oder selbst mitgebracht, schneiden bei entsprechend mehrfachem Gebrauch deutlich besser ab, sowohl hinsichtlich der ökobilanziellen Bewertung als auch bei der Abfallproduktion. Je öfter die Becher genutzt werden, desto besser wird die Umweltbilanz.

Klimaneutral sind sie allerdings nicht: Ihre Herstellung verbraucht viel Energie, sodass ihre Umweltbilanz nur dann besser ausfällt, wenn man sie wirklich regelmäßig benutzt, laut Umweltbundesamt mindestens zehnmal. Allerdings verbraucht auch Abwaschen zusätzliche Energie. Darum ist es sinnvoll, die Becher nicht sofort in die Spülmaschine wandern zu lassen, sondern sie vor dem nächsten Benutzen hin und wieder nur mit ein wenig Wasser auszuspülen.

Dabei ist das Material des Bechers weniger relevant, da bei einer häufigen Nutzung vor allem der Spülvorgang relevant für die Ökobilanz ist. Für eine optimale Umweltbilanz sollten Mehrwegbecher, wie auch bei dem Automatenkonzept an der Freiherr-vom-Stein Schule, ohne Einwegdeckel ausgegeben werden und mit Strom aus erneuerbaren Energien gespült werden.

Die Becher, die für den Automaten an der Schule benutzt werden, haben laut Hersteller einen 95‑prozentigen Recycling-Anteil, welcher durch neue Becher bis zu 99 Prozent gesteigert werden kann. Dennoch ist die Frage nach der Klimabilanz nicht ausreichend geklärt. Schließlich müssen die Becher hergestellt, geliefert und regelmäßig gereinigt werden. Der Hersteller hat leider auf mehrfache Rückfrage zu den Produktionsbedingungen nicht geantwortet.

Wie geht es nun weiter?

Auch wenn das Projekt nicht so angekommen ist, wie anfangs gedacht – ein Grund zum Aufgeben ist es keinesfalls. Der Grundgedanke, ein nachhaltiges Getränkesystem an einem Ort der Bildung und Begegnung zu schaffen, ist wichtig und auch ein vorbildlicher Schritt in Sachen Umweltschutz. Jetzt ist die Zeit gekommen, um das Angebot attraktiver zu gestalten und bestehende Probleme zu lösen. So wird über eigene Schulbecher nachgedacht, die mit einem ansprechenden Design den braunen Becher ablösen sollen – ein Schritt weiter in eine eigene Schulidentität und mehr Ansehen in der Schülerschaft. Auch könnte durch eine Erweiterung des Angebots, beispielweise durch Suppen o.Ä., ein neuer Anreiz geschaffen werden, den Automaten zu benutzen. Außerdem müssen SchülerInnen sensibilisiert werden, um ein bewussteres Verhalten im Hinblick  auf den Umweltschutz zu erlangen. Es gibt viele Ideen zur Weiterentwicklung des Projekts, aber am Ende bleibt und fällt der Automat mit dem Interesse der Schülerinnen und Schülern – denn ohne aktive Teilnahme möglichst vieler funktioniert es nicht.

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